tool#25

2009 / 5-kanal video / Standart Bank 4:05min loop, His Majesty Building 2:34min loop, Bram Fisher House 3:06min loop, Chinese Club 3:54min loop, Ponte Tower 4:35min loop / videostills / 5 x 39.5cm x 59cm

Notiz: 40m lange Perücke aus schwarzen Braids, gespickt mit Paketen aus Goldstaub. Kopf aus den Fenstern von 5 Hochhäusern in Johannesburg geneigt und die Haare geschüttelt bis der Goldstaub auf die Strasse und Fußgänger fiel.

tool# 25, Kollaboration mit „ArchiWalksCityGuides“, Artist in Residence, Pro Helvetia, Johannesburg

Johannesburg: offizielle Stadt des Goldes, in-offizielle Stadt der Gier, der Macht, des Leidens und der Segregation. Angekommen in Johannesburg sah ich erstmals nur Mauern, Gitter und Strassen. Die Unsicherheit wie ich mich durch diesen Moloch bewegen soll, bestimmte meine erste Zeit. Wo kann ich spazieren? Wie durch die Strassen wandern? Die Stadt entdecken? Fragen wie: Ist es sicher? Hat es sicheren Zugang? begleiteten und irritierten mich ständig. Fragen die ich mir so noch nie stellen musste.

Durch die Auseinandersetzung mit den Bewegungsritualen der Bewohner von Johannesburg durch ihre, und jetzt auch meine Stadträume, musste ich immer wieder an Blasen und Schalen denken. Gesteuert durch Angst vor der feindlichen Aussenwelt werden Schalen und Hüllen, Paradiesblasen geschaffen um das Aussen auszuschliessen. Diese Diskrepanz zwischen Innen und Aussen, das sich Einschliessen in sichere Innenräume, sei es Auto, Haus oder Mall, fanden ihren Ausdruck in tool # 25. Dann aber auch die schwarzen Frauen auf den Strassen der Innenstadt, die sich gegenseitig die Haare flechten und Geschichten austauschen. Ein Bild für das Ritual des Austausches, der Kommunikation und das gemeinsame Bilden von Identität über die Frisur. Haarstile erzählen Geschichten über die Person die sie tragen, sind Symbol für Status, Herkunft, Kraft und Sexualität, in Südafrika und überall auf der Welt. Das Bild von Rapunzel kam auf, eingeschlossen im Turm, der Frau die ihre Haare, aus dem Fenster wachsen lässt um gerettet zu werden. Ein Verbindungsglied zwischen dem Innen und Aussen, ein Zeichen da ist jemand im Turm. Ein Bild für das Warten, das Ausharren, für die Zeit die verstreicht und das hoffen auf Veränderung. Die für tool # 25 produzierte Perücke ist eine Metapher und für die Diskrepanz zwischen Innen und Aussen und gleichzeitiges Verbindungsglied. Das Absurde an der Rapunzel-Geschichte ist, dass sie sich die Haare nicht selber abschneidet und befreit. Aber würde sie sich die Haare abschneiden, beraubte sie sich auch ihrer Identität, sowie der Möglichkeit gerettet zu werden. Und würde wirklich ein rettender Prinz hochklettern, würde ihr das Genick gebrochen werden. Lange, wirre Haare werden (nicht nur) in Afrika mit „Verrückten“ in Verbindung gebracht. So kann die Perücke aus vierzig Meter langen Braids auch als Symbol für die Verrücktheit der Situation, wie ich sie in Johannesburg wahrgenommen habe, gelesen werden. Im Context zu ArchiWalksCityGuides, wurden Schalen zu Gebäuden und fünf ausgewählte Gebäude aus der Innenstadt zum Schauplatz für meiner Performances. Das Gold, das aus der Perücke auf die Strasse fällt, eine Metapher für die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich, für die extremen Gegensätze zwischen „Santon“, (neues Stadtviertel von Johannesburg und abgeschlossen wie eine Festung) und der Innenstadt (von der Regieruung der Verslummung preisgegeben), in „Paradies“ und „Albtraum“.