Werkreihe / Tools

Wo körperliche Funktionen erweitert werden sollen, kommen Werkzeuge zum Einsatz – tools. “Tools” sind Forschungsergebnisse, hybride Ergänzungen des Leibes, die unvermeidbar auf den Menschen und sein Funktionieren zurückwirken. Die Werkreihe thematisiert auf performative Weise, unter Verwendung von skulpturalen und filmischen Mitteln, Körperbilder und Manifestationen von gesellschaftlichen Erscheinungsbildern. Die künstlichen Hilfsmittel formen und überformen den Körper, zwängen ihn in einseitige Verfahren und Abläufe. Sie arretieren den eigenwilligen Umgang mit der Welt, indem sie distinkte Stimmungen materialisieren oder auch Wünsche anhand zweckdienlicher Formen nach außen stülpen, hinein in die Sichtbarkeit einer öffentlichen Sphäre. Große Schwimmkörper an den Extremitäten oder stoßabweisende Prallringe um den Leib verdichten Phantasien, stellen aber gleichzeitig den menschlichen Körper in seiner spezifischen Mangelhaftigkeit aus, thematisieren Schwere und Verletzlichkeit. Der Schönheit des spezifischen “tools” haftet als dialektisches Kompliment die Trauer seiner Notwendigkeit an. Da steht tiefster Ernst neben kindischer Verspieltheit, die Freude an der Ausrüstung von Träumen neben der Tragik ihrer Nichterfüllung. Was den “tools” ihre Tiefe gibt, ist die dort verdichtete Sehnsucht dem Eigenen mit erfundenen Hilfsmitteln zu entkommen. Man könnte sagen, daß mit den Fotosstrecken und filmischen Loops der Versuch gemacht wird, die Energie hinter jedem Kulturprozess einzufangen und ins Bedenkliche zuzuspitzen. In diesem Sinne ist die fröhliche Absurdität der “tools” ein künstlerischer Selbstkommentar zur sinnvollen Sinnlosigkeit ritualisierter Selbstüberschreitung.

Joseph Imorde